Wenn Hans Böhme heute seinen 80. Geburtstag feiert, ist das Haus voll. Denn der rüstige Rentner hat sich einen Namen gemacht – als langjähriger Fußballfan zum Beispiel. Oder als Karnevalist. Er ist ein Unikat und überall bekannt.
Westewitzer war langjähriges Mitglied bei Medizin Hochweitzschen und hob den CCM Westewitz aus der Taufe
In Westewitz geboren, ist Hans Böhme hier fest verwurzelt. Spielte er selbst jahrelang Fußball beim SV Medizin Hochweitzschen, ist er jetzt einer seiner größten Fans. „Ich begleite den Verein von Anfang an, habe gesehen wie er gewachsen ist und darauf bin ich unglaublich stolz“, erinnert sich Hans Böhme. Er schrieb die Chroniken des Vereins und weiß noch genau um die Anfänge. „Während eines Festaktes im Festsaal der Klinik Hochweitzschen wurde im August 1949 die BSG Landesanstalt Hochweitzschen gegründet. Bereits 1950 erfolgte die erste Umbenennung des Vereins in BSG Einheit Hochweitzschen“, weiß Böhme. Als im Jahr 1952 ein außergewöhnlicher Sportkongress von Gesundheitseinrichtungen in Erfurt stattfand, wurde beschlossen, das alle Sportvereine von Gesundheitseinrichtungen fortan den Namen „Medizin“ tragen müssen. „Nach der Wende wurden die BSGs aufgelöst, finanzielle Mittel blieben aus und ein Kampf um das Überleben des Vereins begann“, erinnert sich der 80-Jährige an die schwierige Zeit des Vereins. Dank der Initiative der Spieler, Funktionäre und Fans gelang es dem Verein aber, den Spielbetrieb mit drei Mannschaften aufrecht zu erhalten.
Das erste Spiel des Vereins hat Hans Böhme noch gut in Erinnerung: „Auf einer Wiese in Scheergrund, die als Spielfeld hergerichtet war, hieß der erste Gegner im September 1949 Empor Döbeln. Das Spiel endete mit 5:5.“ Doch der Westewitzer war nicht nur Spieler, sondern bisweilen auch Trainer. Auch nach seiner sportlichen Karriere ist er dem Verein treu geblieben – als vermutlich größter Fan. Besonder die Nähe zwischen Mitgliedern und Fans rührt ihn. „In den vergangenen Jahren hat sich der Verein zu einem Familienbetrieb entwickelt. Zu den Heimspielen kommen teilweise bis zu 100 Zuschauer – vom Kleinkind bis zur Großmutter ist dabei alles vertreten“, so Böhme.
Doch neben dem Fußball hat Hans Böhme noch eine ganz andere Leidenschaft: Er ist einer der Mitbegründer des Carnevalclub der Muldenschiffer zu Westewitz (CCM). Seit 40 Jahren – der Verein feiert an diesem Wochenende Geburtstag – ist er mit an Bord, war lange Präsident. Mittlerweile ist er zum Ehrenpräsidenten geschlagen wurden und ist für die Büttenrede verantwortlich. Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid ist er dann in seiner Präsidentenuniform dabei. „Mein Mann marschiert noch mit ein“, sagt sie stolz.
Wenn Ingrid Böhme über ihren Mann spricht, hört man viel Liebe mitschwingen. „Wir haben uns vor 30 Jahren kennen gelernt und haben kürzlich unsere Silberhochzeit gefeiert“, erzählt sie. Die Rentnerin stammt ursprünglich aus der Nähe von Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern. „Eine gute Freundin von mir wollte mir eines Tages ihren Cousin vorstellen. Und das war Hans.“ Es dauerte nicht lange, da zog sie zu ihm und ein aufregendes Leben begann. „Mein Mann ist ein sehr leidenschaftlicher Mensch, der überall beliebt ist. Er hilft Gott und der Welt. Wenn jemand ein Wehwehchen hat, ist mein Hans zur Stelle.“ Der 80-Jährige ist gelernter Auto-Sattler, führte später mit seiner Frau gemeinsam die jetzige Muldentalklause in Westewitz – bis zur Rente.
Wenn Hans Böhme nicht gerade im Fußball- oder Karnevalfieber ist, schreibt er. Gedichte rund um Westewitz und die Region. „Mein Mann kann reden wie ein Buch. Wenn sie ihn heute nach einem Gedicht von ihm fragen, kann er ihnen jedes Einzelne auswendig vortragen“, erzählt Ingrid Böhme voller Stolz. Dicke Alben über die Geschichte seiner Heimat stapeln sich im Haus der Böhmes. Und dazwischen auch die Chroniken des SV Medizin Hochweitzschen, die der 80-jährige Westewitzer verfasst hat. Dort ist alles zu finden, was den Verein ausmacht. Von der Fertigstellung des mit großem Aufwand gebauten Sportplatzes, der Patenschaft mit Empor Wernesgrün oder das Spiel zum 50-jährigen Bestehen des Vereins gegen die Mannschaft des FC Sachsen Leipzig mit einem Zuschauerrekord von 800 Leuten. Solange Hans Böhme kann, will er weitermachen – mit dem Fußballverein, dem Karneval und dem Schreiben und Geschichten erzählen.